Pressemitteilung von Dr. F. v. Hasselt
München – „Verunreinigte Grubenwässer gehören volumenmäßig zu den größten Abfallströmen der Welt,“ sagte Christian Wolkersdorfer im Rahmen seiner Abschiedsvorlesung am Dienstag in München. Der Experte für Mineral-, Grund- und Bergbauwasser hat einen Ruf an die Cape Breton University in Kanada angenommen, an der optimale Voraussetzungen für die Forschung auf diesem Gebiet geschaffen worden sind.
In aufgelassenen Bergwerken, für die sich in aller Regel keine verantwortlichen Vorbesitzer mehr finden lassen, läuft das verunreinigte Grubenwasser meist ungereinigt in die umgebenden Oberflächengewässer und somit in das Grundwasser. „Da sich in diesen Gewässern wegen der Eisenverbindungen, die sich auf den Gewässersohlen ablagern keine Bodenorganismen ansiedeln können, kommt es zu einer biologischen Verarmung der Gewässer oder zur Verunreinigung von potentiellen Trinkwasservorkommen“, beschrieb Wolkersdorfer die schwierige Lage.
Grubenwässer entstehen in fast jedem Bergwerk durch die Verwitterung des schwefelhaltigen Eisenminerals Pyrit. Bei diesem Prozess wird Schwefelsäure und gelöstes Eisen frei. Die Säure löst im Bergwerk andere Mineralien heraus. Dadurch gelangen weitere metallische und nichtmetallische Schadstoffe ins Grubenwasser. Wolkersdofer stellte in seiner Abschiedsvorlesung am Beispiel der ehemaligen bayerischen Pechkohlenbergwerke zwischen Peißenberg und Bad Feilnbach verschiedene Grubenwasseraustritte vor und zeigt Landschaftsveränderungen, die durch verunreinigtes Grubenwasser hervorgerufen wurden.
„Die Problematik für das Trinkwasser liegt u.a. darin, dass Grubenwasseraustritte in der Regel als ‚natürliche Quellen’ klassifiziert werden, sofern sich kein Verantwortlicher für die Wasserverunreinigung finden lässt“, sagte Wolkersdorfer und erklärte, dass „es aber möglich ist, eine Anzahl dieser Grubenwasseraustritte mit passiven Verfahren beispielsweise durch den Einsatz von Sonnenenergie, Pflanzen und Mikroorganismen auf ein ökologisch annehmbares Niveau zu reinigen“. Dabei ist es im Einzelfall oft nicht notwendig, eine aufwändige technische Anlage zu errichten. Auch wenn potentielle Grenzwerte nicht immer erreicht werden, könnten diese passiven Verfahren dazu beitragen, den Forderungen der Wasserrahmenrichtlinie nach einer guten chemischen Qualität heimischer Gewässer nachzukommen.
In München war Wolkersdorfer seit 2006 Ldehrstuhlvertreter an der Ludwig-Maximilians-Universität. Er ist Generalsekretär der „International Mine Water Association – IMWA“ und Mitherausgeber der Zeitschrift „Mine Water and the Environment“. In Kanada bringt Wolkersdorfer 18 Jahre Erfahrung im Bereich von Grubenwässern ein, um dort das größte aufgelassene Steinkohlevorkommen auf der Cape Breton Insel zu sanieren. Die dortigen Probleme ähneln denen in Bayern oder in anderen Regionen, in denen der Wendelsteiner bislang gearbeitet hatte.